Welche dezentralen Finanzdienstleistungen können angeboten werden?
Hat man erst einmal Kryptowährungen erworben, ist es wiederum leicht, an dezentrale Finanzdienstleistungen zu kommen. Erfahre unten die verschiedenen Kategorien und finde heraus: Wer bietet was im DeFi-Bereich?
Du suchst nach einer Übersicht der bekanntesten Anbieter in Decentralized Finance mit ihren Features, Gebühren, Bedingungen und Eigenschaften?
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Kredite
Kredite ohne Schufa-Auskunft oder lange Wartezeit, wonach die Bank vielleicht sogar ablehnt? Klingt verlockend, ist aber lediglich eine Pfandleihe, da in einem dezentralen System niemand so leichtsinnig wäre, einem Fremden Geld ohne Sicherheit zu leihen. Man hinterlegt also sein Kryptovermögen oft in doppelter Summe des entliehenen (Fiat-)Kredits. Das dient der eigenen Sicherheit, da man sonst bereits schon bei geringen Kursschwankungen liquidiert würde. Dabei gilt: je volatiler das hinterlegte Pfand, umso geringer die Auszahlung. Fällt das hinterlegte Asset um mehr als der entliehene Wert, muss der Kreditnehmer entweder seine Sicherheit erhöhen oder er wird liquidiert und die hinterlegten Assets gehen an den Kreditgeber über.
Anders als klassische Kredite von Banken, die Geld verleihen, das die Zentralbank aus dem Nichts geschaffen hat, ereilt den Kreditnehmer bei einer Pfandleihe kein Wachstumszwang. Das Vermögen wird bei Anbietern wie Crypto.com in firmeneigenen Wallets gesichert und auf dezentralen Plattformen per Smart Contract. Entweder man vertraut also einem Asset-Verwalter oder fremden Entwickler. Die Flash Loans im Februar 2020 haben gezeigt, dass DeFi noch keineswegs sicher ist. Hacker erbeuteten Ether in Millionenhöhe und blieben dabei unerkannt. Das ist einer der Vorteile auch für Kreditnehmer: Anonymität und leichte Beschaffung von Geld bspw. zum Margin Trading, ohne Sicherheiten veräußern zu müssen. Non-fungible Tokens würden es in Zukunft möglich machen, nicht nur eine Währung als Pfand zu hinterlegen, sondern auch Immobilien, Transportmittel, Antiquitäten etc.
Nicht nur hohe Kursschwankungen der hinterlegten Kryptowerte bergen das Risiko, liquidiert zu werden. Hinzu kommt ein von Plattform zu Plattform unterschiedlich hoher Zins. Dieser variiert je nach Anbieter zwischen Prozentbruchteilen bis hin zu doppelstelligen Raten abhängig von der entliehenen Währung. Dezentrale Plattformen schneiden oft günstiger ab als Treuhänder, bieten aber keine Kredite in Fiatwährung. Auch die Rückzahlungsbedingungen unterscheiden sich enorm. Hier bietet so manche Hausbank günstigere und einfachere Lösungen.
Wer auf Kreditarbitrage setzt, könnte theoretisch einen günstigen Kredit aufnehmen und eine Fiatwährung teurer weiterverleihen z.B. mit Buyback-Garantie auf der europäischen P2P-Kreditplattform Mintos* mit Startbonus und ca. 10% Jahresrendite, wie Bastian von Talerbox auf YouTube erklärt. Das geht jedoch nicht ohne Risiko.
Lending
Lending lohnt sich: Du hast in Bitcoin & Co. investiert und möchtest dein Vermögen passiv vermehren? Kein Problem. Was Banken und FinTech-Firmen im Programm haben, funktioniert nun auch P2P über Smart Contracts: Lending wird über eine Vermittlungsplattform bzw. deren Liquiditätspool abgewickelt, die wiederum Kreditnehmer mit Krediten versorgt. Je nach Anbieter bringt dir das eine Rendite in zweistelliger Höhe pro Jahr ein, wie du auf CoinMarketCap ermitteln kannst. Dabei gilt: je volatiler ein Asset, umso geringer die Rendite. In einem P2P-Modell macht eine Partei ein Angebot zum Leihen oder Verleihen eines Assets, wobei eine andere Partei das Angebot annimmt. Da sich je nach Angebot und Liquidität nicht immer (sofort) ein Tauschpartner findet, sind zentralisierte Plattformen auf dem Vormarsch, die weitaus mehr Produkte anbieten und mit Gewinnen aus anderen Bereichen ein Überangebot an Krediten mit verlässlichen Zinszahlungen ausgleichen. So kann ein Anleger wie bei der Bank mit einem festen Zinssatz rechnen, der auch mal zweistellige Renditen auf mehr oder weniger volatile Assets erlaubt.
Doch welcher Kreditnehmer nimmt das Risiko auf sich, mit seinen hinterlegten Assets liquidiert zu werden?
- Margin Trader, die sich Geld leihen, um per Hebel zu handeln. Das geschieht jedoch vorwiegend über zentrale Plattformen, die eine sogenannte Maintenance Fee, also Finanzierungsrate, für die geliehenen Assets berechnen, sodass der Trader virtuell mit mehr Geld handeln kann, als er besitzt und so potentiell mehr Gewinn macht, aber bei gegenteiliger Kursentwicklung auch weitaus schneller Geld verlieren kann.
- Yield Farming: Jemand hinterlegt zum Beispiel 1 Bitcoin, für den er sich USDT leiht und diese wiederum ggf. auf einer anderen dezentralen Plattform weiterverleiht, da er hierfür höhere Zinsen bekommt, als die Zinsen, die er erhalten würde, wenn er seinen Bitcoin verliehen hätte. Diese Verkettung lässt sich noch um ein Vielfaches erweitern, was nur zum Erfolg führt, solange alle Zahnräder nahtlos ineinander greifen und es zu keinen unvorhergesehenen Ereignissen wie starken Kursschwankungen kommt – in dezentralen Systemen und besonders bei volatilen Kryptokursen quasi unmöglich. Eine lukrative Yield Farming-Strategie zu entwickeln, ist nicht nur hochriskant, sondern nach dem Hype in 2020 auch sehr schwierig geworden, da man schlauer sein muss als der Rest und dies am besten automatisiert programmieren muss, um tatsächlich besser als die Konkurrenz abzuschneiden. Je mehr Leute dieselbe Strategie wählen, umso weniger hat der einzelne etwas davon.
Plattformen wie Yearn.Finance haben 2020 einen unglaublichen Hype erfahren: über das Earn-Feature kann man automatisch und dezentral zur jeweils profitabelsten Lending-Plattform für die eigenen Coins und Tokens wechseln. Der vom Entwickler Andre Cronje als „wertlos“ bezeichnete, protokolleigene Token YFI mit einer geringen Gesamtmenge von gerade einmal 30.000 Tokens, erreichte am 1. September 2020 nach einem atemberaubenden Run-up seinen vorläufigen Kurshöchststand von sage und schreibe 35.936 US-Dollar! Und das, obwohl der Token nur zur Governance gedacht war.
Überweisungen
Ein deutliches Potential besteht im Geldfluss für sofortige Überweisungen. Wo die meisten Banken bereits am frühen Nachmittag keine Ausführung für Überweisungen mehr am nächsten Arbeitstag garantieren, lässt sich mit einer Blockchain eine Transaktion weltweit bereits in wenigen (Milli-)Sekunden oder Minuten ausführen – und das zu einem Bruchteil der Kosten einer (Auslands-)Banküberweisung. Das setzt allerdings voraus, dass beide Parteien sich auf ein Tauschmittel zu einem festgelegten Wert einigen und dieses senden sowie empfangen können. Da nicht jeder Kryptowährungen besitzt oder akzeptiert, arbeiten Firmen wie Ripple an Protokollen, die auch Fiatwährungen schnell übermitteln. In Zukunft wäre es mit Non-fungible Tokens auch möglich, den Besitznachweis von physischen Gütern zu transferieren, wobei es jedoch ein regulatives Framework braucht, das für beide Parteien gleiche Bedingungen schafft.
Stablecoins
MakerDAO bietet mit dem Single-Collateral Sai und Multi-Collateral Dai einen von der Community kontrollierten Stablecoin, der per Smart Contract auf der Blockchain für jeden transparent fungiert, ohne dass man einem privaten Herausgeber und dessen Buchhaltern vertrauen muss. MakerDAO bindet große Mengen an Ether aus der Community in einem Smart Contract und gibt dafür den an die US-Währung gebundenen Dai als Pfandleihe aus. Die Tokenholder von Maker (MKR) haben ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Plattform, wenn auch die Foundation einen Großteil der Tokens besitzt.
Die Idee ist folgende: In der Hoffnung auf einen steigenden Wert von Ether oder anderen Kryptowährungen eröffnet man eine sogenannte Collateralized Debt Position (CDP), wofür man bis zu 60% in Dai-Stablecoins erhält. Zusätzlich zahlt man eine Stabilitätsgebühr von wenigen Prozent im Jahr in MKR, die „verbrannt“ wird und die Umlaufmenge von MKR reduziert. MKR Tokenholder sollen so von einem steigenden Preis durch künstlich erzeugte Rarität profitieren. Ein Orakel bestimmt kontinuierlich den Durchschnittspreis von Ether auf dem Weltmarkt. Sinkt der Wert von Ether (über einen langen Zeitraum) bis auf den entliehenen Wert von Dai, muss man entweder sein Collateral erhöhen oder wird mit 13% Strafgebühr liquidiert. Steigt Ether jedoch langfristig, muss man weniger entliehene Dai zurückzahlen.
Damit Dai stetig bei 1 US-Dollar bleibt, gleicht sich das System durch Arbitrage aus: Fällt Dai auf 99 Cent, macht man 1 Cent Gewinn bei der Rückgabe von Dai. Ist mehr Dai im Umlauf als es Nachfrage gibt, wird dieses vernichtet. Steigt der Preis auf über 1 Dollar, werden mehr Dai erschaffen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Arbitragehandel beinhaltet neben vielen Risiken auch immer in irgendeiner Weise Handels- und Transaktionsgebühren, die berücksichtigt werden müssen, wenn man dasselbe Asset auf einer Exchange günstiger kaufen und anderswo teurer verkaufen will. Für die Allermeisten dürfte der Nutzen von Dai als Stablecoin auf Exchanges den größeren Vorteil bringen als dessen Option für Arbitrage.
Exchanges
Dezentrale Börsen sind schon lange kein Novum mehr, tun sich aber nach wie vor schwer. Selbst Anbieter wie IDEX und ShapeShift sind vor regulatorischen Auflagen nicht gefeit und erfordern seit Herbst 2019 einen Nutzeraccount unter Angabe der Personalien. Die Infrastruktur einer dezentralen Börse ist stark von den zur Verfügung stehenden Netzwerkknoten abhängig und aufgrund beschränkter Ressourcen oft nicht in der Lage, mit einer zentralen Datenbank auf Hochgeschwindigkeitsrechnern mitzuhalten. Zudem begrenzt die Skalierbarkeit der Blockchain das Transaktionsvolumen der Exchange. Hier bleibt nur zu hoffen, dass Smart Contracts in Verbindung mit Layer 2 Solutions Anwendung finden. Wenn man Wert auf hohe Liquidität, Kundenservice und Benutzerfreundlichkeit legt, führt derzeit (noch) kein Weg an zentralisierten Exchanges vorbei.