Digitaler Euro

Frankreich geht bei der europäischen Währungsdigitalisierung voraus und will als erstes EU-Land den digitalen Euro noch 2020 unter privaten Finanzinstituten testen. Das entspricht auch dem von der Europäischen Zentralbank veröffentlichten Whitepaper der EUROchain von Dezember 2019. In einem dazugehörigen Tweet relativiert die EZB die aufs Titelblatt gedruckte Anonymität:

Wie könnte es auch anders sein? Die Bürger sollen nicht über die Blockchain oder Distributed Ledger miteinander interagieren, sondern weiterhin über die Institutionen der Zentralbank, die selbstverständlich die volle Kontrolle über die Nutzerdaten behalten. Es ist nicht auszuschließen, um nicht zu sagen sogar wahrscheinlich, dass EZB und Staaten Einsicht in die komplette  Finanzhistorie der Bürger erhalten wie noch nie zuvor automatisiert auf Knopfdruck. Nur ein Vorhängeschloss auf der Infografik lässt flüchtige Leser sich in Sicherheit wiegen.

Die EZB behält sich vor, die Geldmenge willkürlich und exklusiv zu verändern – keine Spur von Dezentralisierung. Entwickelt wird auf Corda, einer Open Source Blockchain-Plattform der privaten r3 Holding mit beschränkter Haftung und Sitz in London.

Und was machen andere Staaten? Schweden, eines der bargeldlosesten Länder weltweit, testet bis Februar 2021 seine digitale E-Krona. Der US-Kongress versucht mit aller Macht, Konzerne wie Facebook mit ihrer Initiative der von Shareholdern kontrollierten Libra-Währung in die Knie zu zwingen. Wenigstens denkt die Federal Reserve über die Digitalisierung der US-Währung nach. 2020 soll auch der Cryptocurrency Act in Kraft treten, der digitale Assets in drei Klassen unterteilt, die jeweils von unterschiedlichen US-Behörden reguliert werden. Xi Jinping ist nach längerem Hin und Her nun doch auf den Zug aufgesprungen: die Volksbank China digitalisiert den Yuan. Kleinere Staaten wie die Bahamas und die Marschallinseln haben ihre Nationalwährung bereits digitalisiert, nachdem Venezuela 2018 vorgelegt und die erste staatliche, von Öl gedeckte Kryptowährung Petro geschaffen hatte, die jedoch nicht eingelöst werden kann. Dominica geht noch einen Schritt weiter und will mithilfe der Tron Blockchain digitale Identitäten anbieten, die auf Börsen wie dem Partner Huobi aber auch bei Banken die Eröffnung eines Kontos erleichtern sollen.

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