Wann sollte man Kryptowährungen (ver-)kaufen?

Auch beim Investieren gilt es, das Einmaleins zu beherrschen. Verinnerliche die folgenden Regeln und du wirst mehr Erfolg haben als emotionale Amateure:

  • Die Ausgangsfrage muss immer individuell betrachtet werden. Während einer verkauft, kauft jemand anderes. Wer bereits in Krypto investiert ist, ist vielleicht gut beraten zu einem gewissen Zeitpunkt mit einem Teil seines Portfolios Gewinne mitzunehmen, während jemand ohne jegliche Kryptowerte im Portfolio mit einem kleinen Teil einsteigen könnte. Investiere in jedem Fall nur so viel Geld, wie du bereit bist zu verlieren und nur so viel, dass ein Totalverlust weder deinen Alltag, noch deine Altersvorsorge ruinieren würde.
  • Buy low, sell high. Oder um es in den Worten Warren Buffets zu sagen: “Rule No. 1: Never lose money. Rule No. 2: Never forget Rule No. 1.” Klingt logisch und simpel und dennoch scheitern selbst professionelle Investoren daran. Fakt ist: über 95% der Day Trader verlieren Geld. Besonders im Kryptomarkt tummeln sich von der Idee des schnellen Geldes getriebene AmateureVerkaufen tut man aus vielen Gründen, kaufen nur aus einem. Und hier wirkt sich der Druck performen zu wollen, schnell negativ auf die Bilanz aus und hat schon viele Day Trader nervlich ruiniert. Denn besonders am Kryptomarkt gibt keine Sicherheiten oder stichfeste Indikatoren.
  • Vermeide Spontankäufe! No FOMO! Never catch a falling knife! Swings um mehrere tausend Dollar täglich bei Bitcoin sind normal. Orientiere dich grundsätzlich an makroönomischen Zyklen. Kaufe über einen längeren Zeitraum für einen fairen Durchschnittspreis mit der realen Intention das Asset mindestens ein Jahr zu halten. Zum einen für den Steuervorteil in Deutschland, zum anderen um den langfristigen Marktzyklus besser im Blick zu haben. Automatisiere Käufe mit der immer gleichen Positionsgröße oder passe diese an kurzfristige Preisschwankungen an.
  • Für das dynamische Dollar-Cost Averaging sollte man nur einfache Tools zur Technischen Kursanalyse nutzen. Eine Kursanalyse vergangener Preisbewegungen kann keine Prognose für die Zukunft treffen. Daher ist die Vielzahl an Analyse-Werkzeugen zu vernachlässigen. Der Relative Strength Index (RSI) ist ein bewährter Indikator: unter 30 ist ein Preis „overbought“ oder „oversold“, womit bei einem Überverkauf ein Kursan- und bei zu großer Nachfrage wiederum ein Kursabstieg absehbar wird. Dennoch sind wiederholte Peaks in beiden Extremen keine Seltenheit!
Der Relative Strength Index (RSI) ist ein bewährter Standard-Indikator für Über- und Unterpreis eines Assets. Er ist auf jeden Zeitraum anwendbar – typischerweise für Tages-, 4- und 1-Stunden-Charts.
  • Support & Resistance bezeichnen Preiszonen, in denen der Kurs einer Währung in einem mehrwöchigen Zeitraum mehrmals seinen Höchst- und/oder Tiefststand erreicht. So scheiterte Bitcoin an 3.000$ mehrfach im Juni und Juli 2017, durchbrach die Resistance am 05.08. und fiel am 15.09. kurzzeitig wieder auf unter 3.000$. Als “Dead Cat Bounce” bezeichnet man einen kurzen Anstieg und anschließend noch stärkeren Einbruch – Krypto ist volatil.
  • Price drives news and news drive price: bevor Wall Street ab 2024 in Bitcoin am Spot-Markt investieren konnte, bewegten Bitcoin-Wale, spekulative Hypephasen und gute oder schlechte Presse über Bitcoin den Markt. Das führte dazu, dass mehr Leute möglichst schnell kauften oder panisch verkauften. FUD und FOMO entstehen besonders dann, wenn viele neue Leute in einen Markt kommen. Dann führen wichtige Ereignisse umso mehr zu spürbaren Kursbewegungen. Während Tokens weiterhin von ihren eigenen Schlagzeilen und der Performance von Bitcoin hängen, bestimmen nun die Bitcoin Spot ETFs von Black Rock & Co. das Schicksal von Bitcoin und folglich dem gesamten Markt. Die führenden Akteure sind nicht mehr die “OGs” von früher, sondern die Big Player. Nur sie allein kennen ihre Agenda.
  • Investiere nur in Assets, deren Funktionsweise du verstehst. Sei dir bewusst, dass du immer etwas verkaufst, wenn du etwas kaufst. Angefangen bei der Zeit, die du für Fiatgeld verkaufst, aber nicht skalieren kannst. Daher kann dir Arbeitszeit auch nur einen begrenzten Hebel im Vermögensaufbau verschaffen. Du erhältst Fiatgeld, das als Tauschmittel breite Anwendung findet. Verkaufst du Fiatgeld gegen Aktien oder Kryptowährungen, muss die Annahme sein, dass diese stärker im Preis und optimalerweise auch im Wert steigen als die Fiatwährung plus Zinsen durch Inflation verliert. Das wird durch einen Zugewinn an Nutzen und Nachfrage nach einem Asset erreicht. Aus einem Investment rauszugehen, bedeutet, in ein anderes Investment reinzugehen. Der Verlust von Kaufkraft beim Halten von Fiatgeld wirkt sich bei wenig Kapital kurzfristig nur gering aus, macht sich bei großen Vermögen jedoch stark bemerkbar. Daher setzen Wohlhabende traditionell auf Anleihen und Immobilien. Aber auch diese sind wie jedes Investment nicht ohne Risiko. Eine Vermögensanlage mit garantiert gleichbleibendem Wert gibt es nicht, erst recht nicht, wenn man auf sein Vermögen eine Rendite erwartet.
  • Habe eine Strategie für jedes Investment, das du machst. Idealerweise kannst du den Wert eines Assets bestimmen. Liegt sein Preis unter dem Wert, ist dies eine gute Basis zum Kauf während ein guter Verkaufszeitpunkt vorherrscht, wenn der Preis über dem Wert liegt. Die Schwierigkeit ist die Bemessung, weshalb es nur wenige Investoren gibt, die über lange Zeit rentabel sind. Warren Buffet hat nur investiert, wenn er ein Investment vollständig verstanden hat und akzeptiert, wenn er rückblickend einige Chancen dadurch verpasst hat. Deshalb: Keine Investitionen in einzelne Assets, die man nicht rundum versteht, sprich: ein Asset und seine Tokenomics erklären kann! Viele Coins – allen voran Bitcoin – erhalten ihren Nutzen nur dadurch, dass sie dir jemand teurer abkauft, als du sie gekauft hast. Ein guter Indikator ist für Krypto auf dein Umfeld zu achten. Spricht niemand über Bitcoin & Co. ist vermutlich ein besserer Einstiegszeitpunkt als wenn Oma und Opa am Weihnachtstisch erzählen, dass sie gerade ihre ersten Satoshis gekauft haben. Geduld ist in jedem Fall essentiell, denn alles was rauf geht, geht auch wieder runter. Versuche nicht am Hoch- und Tiefpunkt zu handeln. Das schafft nur einer und das auch nur durch Zufall. Es reicht, wenn du teurer verkaufst, als du gekauft hast. Bedenke, dass auch HODLing eine stete Investmententscheidung für ein Asset ist. Stimmen die Fundamentals nicht mehr für dich, solltest du verkaufen. Dabei gilt: Der Verkaufspreis sollte nicht durch den Einkaufspreis bestimmt werden. 
     

Der BTC/USD-Kurs mit Volume Profile 2018/2019 symbolisiert die Zonen, in denen die größte Volatilität herrscht, wo also am meisten gehandelt wurde. Grün gibt die Käufe in Relation zu den in rot dargestellten Verkäufen an

  • Marktzyklen existieren wie die Jahreszeiten – und genau wie bei Schnee im April lässt sich nicht immer sagen, wo man zurzeit steht. Es kann Jahre dauern, bis ein Trend klar erkennbar wird. Der Aktien- und Immobilienmarkt hat in den 20 Jahren nach der Dotcom-Bubble einen regelrechten Boom erlebt. Bei Betrachtung der Wirtschaftshistorie würde man vermuten, dass eine Rezession unausweichlich ist – und doch über Jahrzehnte immer wieder abgewendet wurde. Der milliardenschwere US-amerikanische Unternehmer und Hedgefonds-Manager Ray Dalio warnte bereits 17.07.2019 in seinem Blog-Artikel “Paradigm Shifts” vom überhitzten Aktienmarkt und doch wurde das folgende halbe Jahrzehnt trotz Corona-Turbulenzen gut überstanden.
    Auch in Zeiten neuer All-Time Highs ist die Regierung bemüht den Ball am Laufen zu halten. Donald Trump hat einiges dafür getan und auch die Demokraten mit Joe Biden wollen sicher nicht für eine Wirtschaftskrise in ihrer Amtszeit verantwortlich gemacht werden. Unklar ist, welche Auswirkungen ein Börsencrash auf den Kryptomarkt hätte. Naturgemäß fließen Gelder von risikoreichen, volatilen Spekulationsanlagen hin zu „stabilen“, bewährten Assets wie Gold. Inwieweit Bitcoin seinen Ruf als „digitales Gold“ in einem solchen Szenario unter Beweis stellen kann, bleibt abzuwarten.
  • Lock in profits: Man macht nur Gewinne, wenn man irgendwann auch wieder verkauft – spätestens, wenn der Preis deutlich über dem Wert liegt. Da der Kurs auch nach einem spürbaren Anstieg während eines positiven Trends noch weiter steigen kann, sollte man wie beim Investieren besser ohne Zeitdruck verkaufen, sodass man sicher Gewinne einfährt, aber nicht gleich komplett aussteigt. Hier helfen Auftragsarten wie der Trailing Stop-Order ähnlich dem Stop-Loss. Diese triggern bei einem prozentual oder preisgebundenen Abstieg. Eine Möglichkeit ist, nach einem Preisanstieg mehrere bedingte Verkaufsaufträge – sogenannte “Stop Loss” Order – an bestimmten absteigenden Preisschwellen zu setzen. Werden diese erreicht, verkauft die Börse automatisch für dich. Werden diese nicht erreicht und es schlägt nach einer Konsolidierung wieder nach oben um, bist du (mit einem Teil) immer noch mit von der Partie. So ärgerst du dich nicht nach einem Komplettverkauf, wenn der Preis wieder steigt. Ist die Preisentwicklung positiv, kannst du die Stop-Loss-Aufträge nachziehen bzw. hochsetzen. Preisvolatilität sollte nie zu vorschnellen Kauf- oder Verkaufsentscheidungen führen. Damit verdienen nur die Börsen. Kein Day Trading! So vermeidest du Handelsgebühren und Steuerfallen. Die richtigen Tools helfen, den Markt zu beobachten und die richtigen Order Types um (Ver-)Käufe zu automatisieren.
  • Versuche die richtige Mischung aus sicher verwahrten Long-Term Investments und liquiden Anlagen zu finden: Long-Term Holdings werden über Jahre nicht angefasst und können bei größeren Mengen durchaus nur schwer zugänglich aufbewahrt werden. Investments, die man zu gegebener Zeit verkaufen will, sollte man schnell zugänglich haben und dabei auch geringere oder keine Renditen in Kauf nehmen, die in Krypto ohnehin sehr relativ sind: die Preisschwankungen von Ethereum machen den Renditefaktor zunichte. Bindet man seine Coins im Staking, kann man nach einem starken Pump aufgrund von Laufzeitverträgen oder Unstaking-Zeiträumen nicht zeitig verkaufen und verliert am Ende mehr als die Stakingrendite eingebracht hat.
  • Ein Preis nähert sich auf lange Sicht immer seinem Wert an. In mittelfristigen Zeiträumen von wenigen Jahren nähert sich Bitcoin erfahrungsgemäß immer wieder dem Grundpreis des Minings an, wie das Bitcoin Difficulty Ribbon veranschaulicht:

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