Daten – die Währung von morgen
Eine größere Sorge als die Entschlüsselung von Bitcoins Private Keys gilt der Analyse von Netzwerken. Blockchains bieten durch ihre Transparenz – mit Ausnahme von Privacy Coins – die ideale Grundlage für ein allumfassendes Finanzsystem, in dem alle Transaktionen für immer zurückverfolgt werden können, wodurch sämtliche Zusammenhänge zwischen Wallets bis hin zur Identität des Inhabers ermittelt werden können. Dafür bedarf es nur einer Transaktion, bei der der Inhaber der Wallet bekannt ist, ohne, dass Behörden bei zentralen Börsen anfragen müssten, bei denen sich der Nutzer womöglich per KYC verifiziert hat. Das ist so als würde man alle Telefonnummern einsehen können, die du mit deiner Handynummer angerufen hast, wenn du als Anrufer eines einzigen Gesprächs bekannt bist. Für das Finanzamt ein Segen und mitunter ein Grund, warum die EU am Digitalen Euro arbeitet. Was heute schon mit Blockchain-Analyse möglich ist, zeigt Santiment in ihrem Artikel zu Walen, die Swissborg’s CHSB-Token transferieren.
Im Zeitalter des Internet of Things wird in vielfacher Hinsicht ein umfassendes Ineinandergreifen aller vernetzten Geräte gefordert. Zurzeit setzen noch viele Hersteller auf eigene, proprietäre Lösungen. Tech-Giganten wie Facebook und Google bieten eine immer größere, systemübergreifende Vernetzung ihrer Dienste. Apple hat sogar ein gewaltiges Ökosystem aus Hard-, Software und Diensten geschaffen, um den Nutzer für immer an seine Apple ID zu binden.
Der Nachteil bei diesen Dienstanbietern ist die Verarbeitung und Speicherung von persönlichen Daten auf zentralen Servern zum Zwecke der Produktoptimierung. Was sich hübsch anhört, führt dazu, dass die börsennotierten Konzerne auf Druck der Aktionäre das Angebot immer weiter für die Kunden personalisieren. Die dabei entstehende Flut an Daten aller Firmendienste ebnen den Weg einer umfassenden Analyse, die durch künstliche Intelligenz in Zukunft noch detailliertere Nutzerprofile liefern wird. So wird man nicht nur gläsern, sondern auch abhängig. Bequemlichkeit hat seinen Preis. Damit geht auch einher, dass Algorithmen von Facebook bestimmen, welche Nachrichten du liest, welche Filme du dank Prime (kostenfrei) schaust, welchen Job du über Googles neue Jobsuche findest und vielleicht sogar welche Partei du aufgrund der dir eingeblendeten Wahlwerbung wählst.
Wo Daten erhoben werden, ist Datenmissbrauch nicht fern: Die Menschen der Zukunft können von der Wiege an durchleuchtet und klassifiziert werden. Anonymität gehört der Vergangenheit an. Heute wird die Basis für die Erhebung und Verwendung von Daten gelegt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass selbst große Plattformen wie Yahoo, eBay, Sony oder LinkedIn keine Datensicherheit garantieren können. Je mehr Daten zentral gespeichert werden, desto attraktiver wird ein Unternehmen für Hackerangriffe.
Denke beim Nachrichtenschreiben und Fotografieren also immer daran: Daten, die nicht existieren, können auch nicht gestohlen oder missbraucht werden. The Fappening hat gezeigt, dass sowohl Smartphones als auch die meisten Cloud-Speicher kein Tresor für deine Daten sind und es jeden treffen kann! Eine Zwei-Faktor-Authentifizierung ist daher genauso wichtig und lästig wie ein Fahrradhelm.
Nicht außer Acht zu lassen ist der in der Gesellschaft präsenter werdende Einsatz künstlicher Intelligenz. Die Tatort-Episode „KI“ aus dem Jahr 2018 umreißt die Gefahr, die von scheinbar autarken Systemen ausgeht. Der Kinofilm Nerve* treibt die Zukunftsmusik auf die futuristische Spitze und kombiniert künstliche Intelligenz mit sozialem Netzwerkeffekt. Wer von dieser Idee nicht genug bekommt, findet in der YouTube-Serie Wishlist seine neue Lieblings-App, die alle Wünsche erfüllt – vielleicht eines Tages auch die 3D-Replikation von Pornodarstellern in Virtual Reality-Abenteuern mit vrXcity. Wem das zu viel Drama ist, findet in der ZDF-Serie „Start the fck up“ eine freundlich gesinnte digitale therapeutische Assistenz. Dabei sollten wir nicht außer Acht lassen: egal welche KI wir trainieren, wir geben damit das Monopol über unsere Quellen und damit auch sehr wahrscheinlich unsere Entscheidungen in die Hände einer gewinnorientierten Firma. Kein Wunder also, dass Microsoft am Erfolgszug der ChatGPT-Technologie teilhaben will und kräftig in OpenAI investiert.